Google, Amazon, Facebook als Friedensstifter? Es klingt zu schön, um war zu sein, wie ein neuer Bericht von drei amerikanischen Aktivistenorganisationen enthüllt.
Google & Co. – warum kein Silicon Valley in Deutschland?
Immer wieder bedauern viele aus Politik, Unternehmen aber auch „Normalbürger“, dass Deutschland in der Digitalisierung nicht nur gegenüber den USA sehr zurückgeblieben ist.
So wird der Vorstandschef der Deutsche Bank, Christian Sewing, in Gabor Steingarts Morning Briefing vom 13.09.21 mit den Worten zitiert:
„Silicon Valley – der Zug ist abgefahren.“
Dies wäre auch auf einen entscheidenden Vorteil der USA zurückzuführen:
„Es gibt einen echten und offenen Kapitalmarkt, dieser ist der Hebel für Investitionen. Den hat die USA, den hat Kalifornien. “
Nun ist dieser Vorteil in der Tat unbestritten. Allerdings gerade darauf den technologischen Vorsprung besonders in der Digitalisierung zurückzuführen, geht wohl am Hauptgrund vorbei.
Digitalisierung und „Globaler Krieg gegen den Terror“
Drei amerikanische Aktivistenorganisationen enthüllten jüngst in ihrem Bericht, wie seit 2001 der „Globale Krieg gegen den Terror“ (GWoT) zu einem gängigen Schlagwort geworden ist. Aus der Notwendigkeit dieses Krieges leiteten die USA und ihre Komplizen ihre politische, wirtschaftliche und ideologische Agenda ab.
Doch der „Globale Krieg gegen den Terror“ (GWoT) habe weniger dazu beigetragen,
„die Menschen vor Terror zu schützen, als vielmehr die Reichweite des US-Militarismus und Imperialismus zu vergrößern und die Menschen in Südwestasien, Afrika, im gesamten globalen Süden und hier in den Vereinigten Staaten zu terrorisieren. Der Terror gegen Schwarze, Indigene und People of Color (BIPOC) Gemeinschaften in den USA durch die Polizei ist ein weiterer Ausdruck dieses ideologischen Krieges, der dieselben Werkzeuge und Strategien der Überwachung und Kontrolle nutzt.“
Seit dem Jahr 2000 wurden Technologiekonzerne wie Google, Amazon, Microsoft, Facebook und Twitter nicht nur mehr und mehr Teil unseres Alltagslebens, weil sie uns Bürgern die Kommunikation erleichtern oder gar bei der täglichen Versorgung nützlich sind.
Big Tech von US-Regierung für den Krieg finanziert
Dieselben Unternehmen stellen dem US-Militär und der Regierung Instrumente zur Verfügung, um deren Krieg besonders gegen muslimische Gemeinschaften zu unterstützen.
„Von Datenbanken bis hin zu Drohnen – US Big Tech ist mitschuldig an diesem nicht enden wollenden Krieg gegen Muslime im In- und Ausland und hat davon profitiert.“
Seit 2004 sollen mindestens 44,5 Milliarden US-Dollar allein aus dem US-Verteidigungsministerium, dem Ministerium für Heimatschutz, dem Justiz- und dem Außenministerium an Big Tech geflossen sein. Insgesamt sollen 86 % aller bisher an Amazon und 77 % der an Google vergebenen Regierungsaufträge mit dem „Globalen Krieg gegen den Terror“ zusammenhängen.
„Das Ausmaß und die Macht von Big Tech haben es ihnen ermöglicht, sowohl den GWoT zu monetarisieren als auch den Schaden für muslimische Gemeinschaften aufrechtzuerhalten, der den Fortbestand des GWoT gewährleistet. Einerseits können Unternehmen wie Google die KI für Militärdrohnen entwickeln, die auf Muslime zielen, andererseits können sie die Kriminalisierung eben dieser Gemeinschaft fortsetzen, indem sie auf ihren Plattformen wie YouTube antimuslimische Fanatismus verbreiten. Big-Tech-Konzerne wie Google können also davon profitieren, dass sie die Bedingungen schaffen, um muslimische Gemeinschaften zu ‚Feinden‘ zu machen, und gleichzeitig die Maschinen entwickeln, die sie ins Visier nehmen und töten können.“
Dass dabei auch Menschen, verletzt, verkrüppelt und getötet werden, die nicht einmal gegen die USA gekämpft haben, gehört zu den unerwünschten „tragischen Fehlern„.
Personelle Verflechtung von Geheimdiensten und Big Tech
Doch nicht nur finanziell werden die Google & Co. von der US-Politik massiv unterstützt.
„Bei unseren Nachforschungen haben wir Hunderte von Personen gefunden, die in den Ministerien für Verteidigung, Staat, Innere Sicherheit und Justiz sowie im FBI und in der Nationalen Sicherheitsagentur gearbeitet haben. Jede dieser Regierungsbehörden hat eine wichtige Rolle bei der Durchführung des GWoT gespielt und/oder sich mit Fragen des Datenschutzes, der nationalen Sicherheit, des Geheimdienstes, des Militärs und der Technologieentwicklung für die Regierung befasst. Darüber hinaus spielen wichtige Persönlichkeiten dieser GWoT-US-Behörden jetzt eine wichtige Rolle in Big Tech.“
So stellte Amazon allein zwischen 2017 und 2020 mindestens 20 Veteranen des FBI ein. Einige von ihnen behielten sogar ihre streng geheimen Sicherheitseinstufungen.
Im Bericht von Big Tech Sells War werden zahlreiche Beispiele dafür aufgeführt, beispielsweise Steve Pandelides, Sicherheitschef bei Amazon Web Services – zuvor bei der NSA, der CIA und dem FBI auf höchster Ebene tätig.
Vorsicht vor Google & Co.
Big Tech Sells War verweist besonders auf die Gefahren für die Datenverarbeitung:
„Die Tatsache, dass das GWoT von Anfang an auf Überwachungs- und Datenbanktechnologie setzte, legte den Grundstein für die Datenwirtschaft, wie wir sie kennen – wo unsere persönlichen Daten auf profitorientierten Plattformen gesammelt und dann an Dritte, die Polizei und die Bundesregierung verkauft werden. Die Überwachung ist eine der Haupttriebkräfte des Terrorkapitalismus.“
Kit Klarenberg, ein investigativer Journalist (auf Twitter @KitKlarenberg), hat die Rolle von Geheimdiensten bei der Beeinflussung von Politik und öffentlicher Wahrnehmung untersucht und den Bericht von Big Tech Sells War für RT ausführlich aufbereitet und warnt:
„Man darf auch nie vergessen, dass die CIA im Silicon Valley ziemlich der Trendsetter ist – für jeden einzelnen US-Dollar, der von ihrer Risikokapitalfirma In-Q-Tel in ein aufstrebendes Technologieunternehmen investiert wird, investiert der Privatsektor 18 US-Dollar. Es ist vielleicht angebracht, dies im Hinterkopf zu behalten, wenn man das nächste Mal in den Mainstream-Medien über den neuesten Start-up-Guru liest, der die Welt im Sturm erobern will. Als Hipster oder Nerds mögen sie aufrichtig sein, aber ihre Produkte werden fast unweigerlich militärische und/oder nachrichtendienstliche Anwendungen in ihren Quellcodes beinhalten.“
Alternativen zu Google & Co
Wer die Warnungen von Kit, Klarenberg, Edward Snowden und anderen ernst nimmt, findet auch Alternativen, die mehr Datenschutz versprechen, wie beispielsweise:
- Browser für Netzseiten ohne Werbung
- Suchmaschinen ohne Zensur
- Elektronische Mail-/Postanbieter mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und Zero-Access-Verschlüsselung
- Speicherservice im Netz
- kollaborative Büroanwendung mit Netzanbindung
- Kartendienst
- Nachrichten-Anzeiger
- Videoportal mit Personalisierung
- Übersetzungsprogamme